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13.11.2023

Gegen das Vergessen: Stolpersteine poliert

Auch in Senftenberg ist an die November-Pogrome erinnert worden. Bei zwei Veranstaltungen haben die Senftenberger eindrücklich dokumentiert: „Wir vergessen nicht. Wir wollen laut sein. Wir sind die Mehrheit.“

Erinnerungsschild für Dr. Reyersbach enthüllt

Foto: Gegen das Vergessen: Warum die Senftenberger Reyersbachstraße so heißt, wird jetzt auf einem Erinnerungsschild erklärt. Zahlreiche Senftenberger waren dabei, als der Bürgermeister und der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung das Schild enthüllten.

Auf dem Markt der Kreisstadt haben sich am 9. November mehr als 60 Bürger und Schüler des Friedrich-Engels-Gymnasiums gegen das Vergessen versammelt. Sie putzten die Stolpersteine, die in der Stadt an die Schicksale der aus Senftenberg stammenden und von den Nazis vertriebenen Juden erinnern.  Jeder Stein steht für einen ganz besonderen Lebensweg. Jeder Stein ist stille Mahnung.

Zur großen Putz-Aktion hatte das Elternkompetenzteam der Stadt aufgerufen. „Wir wollen dem Gedenken mehr Raum geben, wollen nach neuen Wegen suchen, die Senftenberger Jugend an das schwierige Thema heranzuführen“, sagt René Nowitzki, der Sprecher der Elterninitiative.

In Senftenberg erinnern insgesamt 21 Stolpersteine an neun Verlegestellen an das Schicksal von Bürgern, die in Konzentrationslager verschleppt und umgebracht wurden oder an den Folgen der Haft verstorben sind. Nur wenigen gelang rechtzeitig die Flucht. Zur weiteren Erforschung ihrer ganz persönlichen Verfolgungsgeschichten hat das Theater neue Bühne der Arbeitsgruppe Stolpersteine eine 2200-Euro-Spende übergeben.

An den bekanntesten Senftenberger Juden, den Rechtsanwalt und Notar Dr. Rudolf Reyersbach, erinnert jetzt ein Schild, das zusätzlich zum Straßennamensschild am 10. Juni feierlich enthüllt wurde.  Der Familienvater und in Senftenberg hoch geachtete Rudolf Reyersbach, der mit einer Deutschen verheiratet war, war in der Reichspogromnacht auf dem Senftenberger Markt vor einer grölenden Horde von den Nazis zu Tode gequält worden.

Foto: Geschrubbt, gebürstet und poliert: Die Stolpersteine zur Erinnerung an die in Senftenberg verfolgten und deportierten Juden, glänzen wieder. Bei der Putzaktion legte auch Bürgermeister Andreas Pfeiffer ( l.) mit Hand an. Initiator der Aktion war das Elternkompetenzteam um René Nowitzki (r.).

Diesen dunklen Fleck der Senftenberger Geschichte haben die Teilnehmer der Podiumsdiskussion im gut gefüllten großen Ratssaal versucht aufzuarbeiten. „Wir müssen lauter und sichtbarer werden“, rüttelte die stellvertretende Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, Kerstin Weidner, zu noch mehr Haltung auf. Der Vorsitzende des Senftenberger Vereins für Heimatpflege, Hans-Peter Rößiger, brachte eine Ausstellung über das jüdische Leben in Senftenberg ins Gespräch.  Vereinbart wurde auch, weitere nach Juden benannte Senftenberger Straßen mit Erinnerungsschildern auszustatten. Zu den ersten Kandidaten gehört dabei die Joachim-Gottschalk-Straße.

Berührt von der offenen Podiumsrunde zeigte sich die Senftenbergerin Ingeborg Iser.  Die 83-Jährige ist über die neue Welle des Juden-Hasses in Deutschland erschüttert. Umso wichtiger sei es, dass die Jugend in der Kreisstadt weiß, was in der Reichskristallnacht in Senftenberg passiert ist. Bürgermeister Andreas Pfeiffer dazu: „In Senftenberg können Jüdinnen und Juden frei und sicher leben. Antisemitismus hat keinen Platz in Senftenberg!“

Foto: Was hat sich in der Pogromnacht in Senftenberg abgespielt? Senftenberger Bürger haben dazu im großen Ratssaal im Rathaus heftig diskutiert. Die Stadtverordnete Kerstin Weidner (vorn) appelierte an alle demokratischen Kräfte: "Wir müssen lauter und sichtbarer werden!" Sichtlich berührt zeigte sich die 83-jährige Ingeborg Iser (4.v.r.)

 

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