Familienbetriebe machen Senftenbergs Wirtschaft stark
Wie geht es der Senftenberger Wirtschaft, welche Herausforderungen beschäftigen 2024 Senftenbergs Firmen und Geschäftsinhaber? Um dies aus erster Hand zu erfahren, ist Bürgermeister Andreas Pfeiffer auch in diesem Jahr regelmäßig auf Unternehmertour gegangen.
Zum Jahresende standen gleich zwei alteingesessene Familienbetriebe auf dem Besuchsprogramm, die unterschiedlicher nicht sein können: ein Heizungs- und Badspezialist, bei dem sich alles um Kessel, Fliesen und Armaturen dreht, und eine Modemacherin, die ihr ganzes Berufsleben dafür gesorgt hat, dass die Senftenberger gut behütet aus dem Haus gehen.
Ältestes Ladengeschäft: Abschied nach 155 Jahren
Foto: Angela Sähr, Inhaberin des ältesten Ladengeschäfts in Senftenberg, hat mit ihrem Mann Frank über 30 Jahre das Erbe ihres Urgroßvaters Hermann Dommaschk fortgesetzt. Vor allem ihre Hut- und Mützenauswahl war in der ganzen Region einzigartig. Bürgermeister Andreas Pfeiffer (r.) gehörte kurz vor der Schließung des Traditionsgeschäfts "Hut & Mode" am 28. Dezember zu den letzten Kunden.
„Hut und Mode“ am Markt
Dieser Laden atmet Geschichte. Senftenberger Geschichte. Es ist das älteste Geschäft Senftenbergs, das Bürgermeister Andreas Pfeiffer betritt - bevor sich seine Türen am 28. Dezember für immer schließen. Gegründet 1869 von Urgroßvater und Kürschnermeister Hermann Dommaschk, wird „Hut und Mode“ inzwischen in vierter Generation seit 1993 von Angela und Frank Sähr betrieben.
Am nostalgischen Hutweiter, mit dem Urenkelin Angela Sähr auch heute noch Hüte und Mützen weitet, kommt auch der Bürgermeister nicht vorbei. „Hut und Mode“ ist eine Institution in Senftenberg. Das handverlesene Hut- und Mützensortiment sucht in der ganzen Lausitz seinesgleichen. Ob aus Fell, Palmenstroh, klassischem Tweed, Wolle, Feinkord oder Filz – hier haben die Senftenberger viele Jahrzehntelang ihre modische Kopfbedeckung gesucht und gefunden. Bis in die DDR-Zeiten hingen auch Pelze im Schaufenster – ein Markenzeichen des Modegeschäfts. Zweimal im Jahr durften sie auf Zuteilung der zentralen Vergabestelle in Leipzig geordert werden.
Wenn etwas zu reparieren war, dann brachten die Senftenberger ihre Pelze zu Dommaschk an den Markt. In den besten Zeiten waren hier in der Kürschner-Werkstatt bis zu 12 Mitarbeiter beschäftigt. Angela Sähr hat das pelzverarbeitende Handwerk der Kürschnerin noch selbst erlernt. Als Pelze mit der Wende immer mehr aus der Mode kamen, hat sie mit ihrem Mann mit dem Generationswechsel das Sortiment umgekrempelt. Modisches für Sie & Ihn, von der Jacke über Kleider bis hin zu Oberhemden, gehörten fortan zum Sortiment.
Das Ende des Ladengeschäfts am Markt nach 155 Jahren Familien-Tradition fällt Angela und Frank Sähr nicht leicht. „Mit 65 und 66 Jahren wollen wir, auch aus gesundheitlichen Gründen, kürzertreten“, erklären sie dem Bürgermeister ihre Entscheidung. Wenngleich sich Sährs nicht komplett in den Ruhestand verabschieden. Sie führen ihre Handelsvertretertätigkeit fort und werden auch künftig an die 80 Geschäfte zwischen Sylt und Wien beim Einkauf mit Mützen und Schals beraten. Know how aus Senftenberg, das in der Modewelt gefragt ist.
Was ihren Laden am Markt betrifft, so laufen aktuell Gespräche mit Interessenten. „Es wird im Laufe des kommenden Jahres sicher neue Nutzer geben“, zeigen sich Sährs sehr zuversichtlich.
Heizung + Sanitär Geißler
Seit 38 Jahren ist der Meisterbetrieb Geißler für die Senftenberger Ansprechpartner, wenn es um neue Bäder oder neue Heizungen geht. An den ersten Firmensitz in der Senftenberger Schlossstraße können sich nur noch wenige Kreisstädter erinnern. Vor vier Jahren hat Sohn Lars Geißler den Betrieb, der inzwischen seinen Sitz am Steindamm hat, von den Eltern übernommen. Vier Mitarbeiter gehören zum Spezialisten-Team in Sachen Heizung, Klima und Sanitär.
Die vergangenen Jahre waren für den Familienbetrieb eine besondere Herausforderung. Das Chaos und die Verunsicherung der Kunden rund um das Heizungsgesetz bleibt Firmenchef Lars Geißler da besonders in Erinnerung.
Foto: Bürgermeister Andreas Pfeiffer (l.) mit Lars Geißler aus dem gleichnamigen Senftenberger Meisterbetrieb in der Musterausstellung des Familienbetriebs mit Sitz am Steindamm.
Ein Großteil der Senftenberger habe sich trotz des Gesetzes wieder Gasheizungen einbauen lassen. Rund 90 Prozent der Kunden habe sich so entschieden. Inzwischen gehe der Trend auch hin zu Klimaanlagen für ein angenehmes Raumklima und einen entspannten Schlaf, weiß der Heizungsspezialist.
Nicht nur Profession, sondern Leidenschaft sind die Bäder, die Lars Geißler bei der Kundschaft einbaut. Ob Neubau, Umbau, Renovierung, energetische Sanierung – der Meisterbetrieb bietet für jeden Fall maßgeschneiderte individuelle Lösungen an. Das Bad ist dabei laut Lars Geißler längst keine nüchterne Nasszelle mehr, sondern zur Wohlfühl-Oase geworden. Mit großen Duschen, die Badewannen fast gänzlich abgelöst haben. Mit der Bäder-Sanierung hat der Familienbetrieb gut zu tun. Der Austausch der Gasheizungsanlagen boomt im neuen Jahr weiterhin.
Auch wenn die Auftragsbücher für 2025 gut gefüllt sind, so belasten den Familienbetrieb Papierflut und steigende Kosten im Handwerk. „Die Bürokratie kostet uns zunehmend Zeit und Geld“, gibt Firmenchef Geißler dem Bürgermeister mit ins Rathaus.
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